„Wichtiger als 100 Maschinen“: ZF Schweinfurt feiert zum 130-jährigen Jubiläum seine Mitarbeitenden
SCHWEINFURT – Aus Tradition innovativ: Der Multidivisionsstandort Schweinfurt ist weltweiter Impulsgeber für den Technologiekonzern ZF und federführend in der Entwicklung zahlreicher Innovationen, allen voran der Elektromobilität. 2025 feiert der fränkische Stützpunkt 130-jähriges Bestehen – und mit den Mitarbeitenden die wertvollste Ressource des Unternehmens.
Seit 130 Jahren werden hier zukunftsweisende Technologien im Bereich Mobilität entwickelt: Am 1. August 1895 gründeten Ernst Sachs und Karl Fichtel die „Schweinfurter Präzisions-Kugellagerwerke Fichtel und Sachs“. Bereits damals erkannten sie den Wert kreativer und lösungsorientierter Mitarbeitender. „Wichtiger als hundert Maschinen“ war Ernst Sachs die richtungsweisende Lehrwerkstatt, die 1919 eröffnet wurde.
Das Jubiläumsjahr 2025 ist ein herausforderndes Jahr für die Automobilindustrie, bietet aber auch Chancen für jene, die sich frühzeitig und flexibel anpassen. Das Team vor Ort hat diese Wandlungsfähigkeit seit jeher bewiesen: vom Fahrrad zum Auto, vom Verbrenner zum E-Motor – ein bemerkenswerter Weg. Doch wie gelingt es einem Unternehmen, über einen solch langen Zeitraum nah an den Anforderungen einer sich rasant verändernden Gesellschaft zu bleiben?
Meilensteine der Mobilitätsgeschichte
Am Anfang steht immer eine Idee – kombiniert mit dem Gespür für das technisch Machbare und das, was dadurch möglich wird. Dieses Gespür und einen ausgeprägten Erfindergeist besaß Firmengründer Ernst Sachs. Der junge Mechaniker war leidenschaftlicher Radsportler, ein damals noch exotisches Hobby. Doch Sachs erkannte das Potenzial des Fahrrads und machte sich mit seinem Team an die Arbeit.
Im Sommer 1903 reiste er mit Technikern und Testfahrern in die italienischen Alpen – im Gepäck: erste Prototypen der „Torpedo“-Freilaufnabe. Auf einer über 8.000 Kilometer langen Testfahrt wurde die Neuentwicklung auf Herz und Nieren geprüft – mit überragendem Ergebnis. Der Freilauf verhinderte, dass sich die Pedale beim Bergabfahren mitdrehten, und der Rücktritt wurde zur zuverlässigsten Bremse seiner Zeit. Die Torpedo-Freilaufnabe machte das Fahrrad europaweit zum Massenverkehrsmittel. Dr. Hans Joachim Schwerdhöfer prägte ab 1952 den Geschäftsbereich Naben. Bis zu seinem Ruhestand 1992 meldete er über 600 Einzelpatente an – ein Sinnbild für die Innovationskraft des Standorts.
Emil Fischer und der Sprung in die Mobilisierung
In den 1920er-Jahren war das Fahrrad längst etabliert, die Entwicklung von Verbrennungsmotoren nahm Fahrt auf. Ernst Sachs nutzte erneut die Gelegenheit: 1929 wurde Fichtel & Sachs Hersteller von Automobilteilen. Neben Kupplungen und Stoßdämpfern brachte das Unternehmen seinen ersten Fahrrad-Kleinmotor in Serie – ein Meilenstein, für den „Chefkonstrukteur“ Emil Fischer verantwortlich zeichnete.
Zahlreiche Konkurrenten verschwanden wieder vom Markt, was Sachs dazu bewegte, den SACHS Motordienst zu gründen. Dieser bot flächendeckende technische Unterstützung, Wartungsanleitungen und Ersatzteile – rund 4.000 Werkstätten profitierten davon. Heute sorgt die Aftermarket-Division von ZF, ebenfalls in Schweinfurt beheimatet, für den Zugang zu modernster Werkstatttechnik und Know-how.
Die Ära der Kupplungen – Richard Binders Vermächtnis
2025 ist das Traditionsunternehmen längst Teil des Technologiekonzerns ZF. Die Mitarbeitenden in Schweinfurt entwickeln komplexe Kupplungs- und Dämpfungssysteme für Pkw und Nutzfahrzeuge. Richard Binder, bekannt als „Vater der Sachs-Kupplung“, war von 1932 bis 1969 Entwicklungschef in diesem Bereich. Bis heute zählen diese Systeme zu den Kernkompetenzen des Standorts.
Zahlreiche technische Innovationen prägen den Weg – etwa der erste luftgekühlte Wankelmotor von 1960 oder der Kurbelwellenstartergenerator von 2002, der direkt auf der Kurbelwelle eines Verbrenners sitzt. 2008 startete die erste europäische Serienfertigung von Elektromotoren für Hybridmodule – ebenfalls in Schweinfurt.
Visionär der E-Mobilität: Marcus van Heyden
Auch in der E-Mobilität setzte Schweinfurt Maßstäbe. Marcus van Heyden, Elektrotechnikingenieur und Leiter des Elektromagnetikdesigns bei ZF, trat 1995 bei SACHS ein. Mit seinem Team trieb er die Entwicklung der E-Mobilität maßgeblich voran. Heute verfolgt er eine neue Vision: den ersten grünen E-Motor aus 100 Prozent Recyclingmaterial. „Das ist möglich, und das können wir.“
130 Jahre Erfindergeist
„Dem Erfindergeist und Engagement unserer Mitarbeitenden verdanken wir die besondere Stellung unseres Standorts im ZF-Konzern“, sagt Standortleiter Manfred Süß. Im Jubiläumsjahr sollen deshalb die individuellen Geschichten und Beiträge der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt rücken – auch ehemalige Kolleginnen und Kollegen sind eingeladen, sich zu beteiligen (fm-kommunikation.scw@zf.com).
„Gerade in der aktuellen Lage ist es wichtig, sich der eigenen Stärken bewusst zu sein“, so Süß. Betriebsratsvorsitzender Oliver Moll ergänzt: „Auch in herausfordernden Zeiten gilt es, Erfolge und Leistungen zu würdigen. Wir freuen uns darauf, 130 Jahre Innovationsgeschichte erlebbar zu machen.“
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