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Linke stellen einen Prüfauftrag zur Neukonzeption des Friederike-Schäfer-Heims

SCHWEINFURT – Frank Firsching, Andrea C. Greber und Robert Striesow von der Schweinfurter Stadtratsfraktions der Linken haben einen Antrag für einen Prüfauftrag zur Neukonzeption des Friederike-Schäfer-Heims gestellt. Hier ist er im Wortlaut.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Remelé,

wir bitten um Bearbeitung folgenden Antrags:

Die Verwaltung der Stadt Schweinfurt wird beauftragt, bis Herbst 2023 die Neuausrichtung des Friederike-Schäfer-Heims (FSH) hin zu einem „Unterstützungszentrum für häusliche Pflege“ zu prüfen.

Gegenstand der Prüfung ist die bauliche und wirtschaftliche Umsetzung der Neukonzeption, die folgende Tätigkeitsfelder beinhaltet:

Aufbau eines leistungsfähigen ambulanten Pflegedienstes
Gebäudenutzung durch die Konzentration des stationären Angebots auf die Kurzzeit- und Verhinderungspflege.

Gründe:

Im Stadtratsworkshop am 20.09.2019, der den Neubau des FSH am Standort Rückertbau zum Thema hatte, erklärten Oberbürgermeister Remelé und Referent Montag, dass eine Neuaufstellung inklusive baulicher Veränderungen des FSH nötig ist, um langfristig die erforderlichen Genehmigungen für den Betrieb zu sichern. Folglich besteht Handlungsdruck.

Die großen Herausforderungen der Pflege in Deutschland liegen in den Themen Demografie, Finanzierung und Pflegefachkräftemangel. Durch die Alterung der Babyboomer wird die Nachfrage nach Pflegeleistungen aller Art weiter steigen. Diese Nachfrage trifft auf ein Angebot, das durch den Pflegefachkräftemangel beschränkt ist und voraussichtlich auch bleibt. Mit der wachsenden Nachfrage steigt zudem der gesellschaftliche und individuelle Finanzierungsbedarf.

In Bayern werden aktuell etwa 70 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause, in der Regel von Angehörigen mit der Unterstützung ambulanter Pflegedienste, versorgt und gepflegt. 30 Prozent sind in stationären Pflegeeinrichtungen untergebracht. Wir gehen davon aus, dass dieses Verhältnis ungefähr auch für die Stadt Schweinfurt gilt.

Stationäre Pflege ist deutlich teurer und personalintensiver als die Pflege daheim. Ausschlaggebend für die Entscheidung zur häuslichen Pflege ist der Wunsch der Pflegebedürftigen, in den eigenen vier Wänden bleiben zu dürfen oder bei den Kindern in der Familie aufgehoben zu sein. Diesen Wunsch erfüllen viele Angehörige nach Möglichkeit gerne und aufopferungsvoll.

Leider fehlt es auch in Schweinfurt an guten Strukturen für breite Unterstützungsleistungen für pflegende Angehörige. Erst im Sommer war die Diakonie gezwungen, 40 Verträge für ambulante Dienste aufgrund von Personalmangel zu kündigen. Dieses Beispiel verdeutlicht die dramatische Lage für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen.

Wir sehen die Stadt Schweinfurt in der Pflicht, sich dieses Themas anzunehmen.

In Schweinfurt Stadt und Land gibt es 31 tätige Pflegedienste aller Art, davon haben 13 ihren Sitz in Schweinfurt. Diese Angebotsstruktur ist äußerst heterogen und wahrscheinlich sehr ineffizient. Viele kleine Pflegedienste mit wenigen Beschäftigten können aus logistischen Gründen weniger Pflegebedürftige betreuen als große Einheiten, denn es wird einfach deutlich mehr Zeit auf der Straße verbracht.

Gleichzeitig wiegen Personalausfälle schwerer und die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte sind in der Regel schwieriger, worunter wiederum die Attraktivität der Profession leidet. Pflegekräfte üben ihren Beruf durchschnittlich nur etwa 12 Jahre lang aus. Das ist der wesentliche Grund des Fachkräftemangels.

Zwei bis drei große Pflegedienste wären besser und effektiver als 20 bis 30 kleine Dienste!

Der Aufbau eines leistungsfähigen großen ambulanten Pflegedienstes des FSH durch die Stadt Schweinfurt wäre in der Lage, vorhandenes Personal effizienter einzusetzen und damit ein besseres Angebot für pflegende Angehörige zu entwickeln.

Die Neuausrichtung auf den Schwerpunkt „Kurzzeit- und Verhinderungspflege“ würde zudem den Klienten des ambulanten Pflegedienstes Angebote zur Unterbringung der Pflegebedürftigen beim Erholungsurlaub oder eigener Krankheit erlauben. Viele pflegende Angehörige könnten damit spürbar entlastet werden. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür weiter zu Hause pflegen zu können!

Ein großer Pflegedienst hat zudem die Chance, deutlich attraktivere Arbeitsplätze anzubieten. Die Tarifbindung des FSH an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes sorgt für eine bessere Bezahlung als dies bei kleinen privaten Diensten üblich ist. Ausfallzeiten durch Krankheit oder Urlaub können besser ausgeglichen werden und damit die Freizeiten des Pflegepersonals besser gesichert werden.

Richtig ist, dass die Stadt Schweinfurt durch diese Umstrukturierung stationäre Langzeitpflegeplätze verlieren würde. Allerdings können aufgrund des Pflegenotstands schon heute nicht alle vorhandenen Betten in den stationären Einrichtungen belegt werden.

In der Stadt Schweinfurt bieten 10 stationäre Einrichtungen Pflegeplätze an, im Landkreis sind es 16, Tendenz jeweils steigend. Neue Heime werden oft durch private Investoren errichtet. Das Problem bleibt auch für diese Einrichtungen der Mangel an Pflegekräften, der auch im nächsten Jahrzehnt nicht zu beheben sein wird.

Umso dringender sind strukturelle Veränderungen, die beispielsweise das Angebot von ambulanten Pflegeleistungen durch die Verkürzung von Wegen verkürzen und die Attraktivität der Arbeitsplätze steigern.

Dazu kann ein „Unterstützungszentrum häusliche Pflege FSH“ beitragen.“

Foto: Infobroschüre des Frederike Schäfer Heims

Foto: Imagebroschüre des Frederike Schäfer Heims


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