Ein bisschen Glück und der perfekte Freistoß von Bastian Lunz: Warum sich die Schnüdel das 2:2 in Würzburg verdienten – MIT VIELEN FOTOS!
WÜRZBURG / SCHWEINFURT – Als Fachinformatiker kennt sich Bastian Lunz sehr gut mit Computern aus. Als Fußballer kickt der 27 Jahre alte Neuzugang des FC 05 an sich eher defensiv und auf der Außenbahn. Am Samstag zum Auftakt der Fußball-Bayernliga verzückte er die mitgereisten Fans in der viertletzten Minute mit einem herrlich verwandelten Freistoß zum 2:2-Endstand. Die Schnüdel kamen so gerade noch um eine Niederlage herum, verdienten sich aber den Punkt beim allgemein als Favorit auf den Titel geltenden WFV. „Das ist okay, wir wollten nicht verlieren und können zufrieden sein. Ein bisschen Glück war freilich dabei“, gab Lunz zu, der letzte Saison für Erlangen-Bruck sieben Tore schoss. Darunter aber befand sich nur ein einziger Freistoß.
Grün-Weiß an der Mainaustraße beim großen Derby: Das war eine Berg- und Talfahrt, ein Auftritt, der Mut macht, der aber auch in die Hose hätte gehen können ohne den perfekten, späten Freistoß. Denn in der zweiten Halbzeit brachten die Gäste nach zunächst sehr guten ersten 45 Minuten nach vorne gar nicht mehr zustande bis auf Sebastian Kneißls wunderbaren Fernschuss nach rund einer Stunde, als WFV-Keeper Sebastian Lechner fliegen musste. Hätten Wojtek Droszcz und Pascal Blömer in der Schlussviertelstunde ihre klaren Chancen zum 3:1 genutzt, wäre Würzburg als Sieger vom Platz gegangen. Ausgerechnet Droszcz, zuvor drei Jahre lang 05er, köpfte die Hausherren zehn Minuten nach dem Seitenwechsel in Führung. An sich aus dem Nichts, nachdem zuvor Schweinfurt richtig gut gefiel. Nach einem tollen Konter verhinderte Lechner kurz vor dem Pausenpfiff die zweite Führung der Schnüdel durch Daniel Mache. Nach einem Dutzend Minuten hatte Simon Häcker die Schweinfurter verdient zum 0:1geköpft, er aber verurschte mit einem Handspiel im Strafraum später auch den Elfmeter-Ausgleich von Pascal Blömer vor fast 1500 Fans und viel Trubel in diesem Würzburger Stadtteil angesichts des benachbarten Kiliani-Volksfestes.
„Summa summarum war´s vielleicht ein glücklicher Punkt“, bemühte Gerd Klaus seine lateinischen Kenntnisse. „Aber wir haben nie aufgegeben und uns gewehrt, kamen ins Spiel zurück, obwohl wir ab der 75. Minute deutlich an unsere körperlichen Grenzen gehen mussten“, meinte Schweinfurts Trainer. „Wir können mit dem Punkt gut leben.“ Dem 2:1 sei ein Stellungsfehler voausgegangen, das Handspiel freilich war ohnehin unnötig. So gesehen kann der FC 05 noch an sich arbeiten. „Wir müssen nach dem 2:1 den Sack zumachen“, weiß Michael Hochrein. „Aber dann haben wir zu viele Standards zugelassen. Die Gegentore fielen aus einer Ecke und aus einem Freistoß. Da müssen wir lernen und uns künftig cleverer anstellen. Das war heute schon gut, wir können uns aber noch steigern“, stimmte der WFV-Coach seinem Gegenüber zu.
„Auswärts beim Favoriten war´s ein guter Auftakt“, resümierte Markus Wolf. Der Vorstand des FC 05, der in Sachen Sponsoring deutlich sichtbar auch den Würzburgern verbunden ist, sah sogar „ein hohes Bayernliga-Niveau von beiden Seiten“. Mit Blick auf den anscheinend nahenden Sommer und ein fränkisches Flutlicht-Derby am Dienstag ab 20 Uhr im heimischen Stadion hofft Wolf, „dass die Schweinfurter aus ihren Löchern rauskommen“. Während der WFV bei Neuling Forchheim antritt und „auswärts nachlegen“ will, „wenn man schon zuhause nicht gewinnt“ (Hochrein), erwarten die Schnüdel mit Erlangen-Bruck einen Dauerrivalen der letzten Jahre, der zum Start zuhause gleich mit 0:3 gegen Aufsteiger Don Bosco Bamberg unter die Räder kam. „Das ist eine bittere Niederlage“, rätselt Gerd Klaus über sein altes Team, erwartet es am Ende trotzdem auf einem Platz zwischen vier und zehn, am Dienstag aber sehr defensiv in Schweinfurt. „Solche Spiele müssen wir aber gewinnen, wenn wir uns vorne festbeißen wollen.“
Bastian Lunz, der ein bisschen wie Ex-Nationalspieler Arne Friedrich ausschaut, hatte „nach sechs schönen Jahren“ aufgrund des Aderlasses allerdings erwartet, dass die Erlanger Probleme bekommen könnten. Der Bad Windsheimer, der nun in Erlangen wohnt, der einst beim Club im Nachwuchs spielte, bildet mit Trainer Klaus und Michael Krämer eine Fahrgemeinschaft nach Schweinfurt. Krämer wiederum bekam das Vetrauen als zweiter Innenverteidiger neben Florian Hetzel, der als Kapitän auflief. Mit Benjamin Demel und Wladimir Slintchenko saßen beim FC 05 zwei einstige Leistungsträger 90 Minuten nur auf der Bank. Derart gute Verteidiger in Reserve hätte der Würzburger FV zu gerne. Dafür fehlt den Schnüdeln ein Ersatztorhüter, weil es Dominik Engel anscheinend nach Dampfach zieht und weil das Vertrauen in Andreas Binner nicht sonderlich groß ist. Der hatte zwar am Samstag Dienst im Laden des Hauptsponsors, jedoch nur bis 16 Uhr, ist ausschließlich vorgesehen für die Reserve, für die am Sonntag in Rieden ein Kick in Markus Wolfs Wohnort Rieden anstand. Im Notfall wäre in Würzburg Wladimir Slintchenko ins Tor gegangen. Ein Zustand freilich, der nicht von Dauer sein kann. Mit Matthias Gumbrecht (31, zuletzt in Erlangen) könnte übergangsweise ein Kandidat gefunden sein. Im Winter dann wollen die Schweinfurter ihr noch nicht volljähriges Top-Talent Felix Reusch für die erste Mannschaft freimachen.
Fußball-Bayernliga Nord: Würzburger FV – 1. FC Schweinfurt 05: 2:2 (1:1)
Würzburg: Sebastian Lechner – Tobias Werner, Philipp Günder, Benjamin Schömig, Andreas Ganzinger, Joannis Karsanidis, Steffen Krautschneider (ab 88. Johannes Lotter), Tobias Riedner, Wojtek Droszcz (ab 84. Adrian Istrefi), Pascal Blömer, Pascal Kamolz (ab 64. Christian Steinmetz).
Schweinfurt: Stephan Essig – Bastian Lúnz, Florian Hetzel, Michael Krämer, Sebastian Kneißl (ab 77. Michael Kraus), Erkan Esen, Stefan Seufert, Timo Pitter (ab 60. Martin Thomann), Daniel Mache, Simon Häcker (ab 60. Florian Gräf), Tobias Rosenberger.
Schiedsrichter: Christopher Schwarzmann (TSV Scheßlitz)
Tore: 0:1 (12.) Simon Häcker, 1:1 (33.) Pascal Blömer (Handelfmeter), 2:1 (56.) Wojtek Droszcz, 2:2 (87.) Bastian Lunz.
Zuschauer: 1456.
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