Hose runter am belebten Roßmarkt: Sechs Monate Haft für einen Mann aus dem Landkreis
Schweinfurt – „Sie haben keine glorreiche Leistung vollbracht, das wissen sie“, mahnte Jugendrichter Michael Roth den Angeklagten. Vom Schweinfurter Schöffengericht wurde ein 50 Jahre alter Mann nun zu sechs Monaten Freiheitsstrafe wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in drei zusammenhängenden Fällen verurteilt. An einem Freitagnachmittag im Mai letzten Jahres soll er mit Geldscheinen drei Mädchen, eines war 13, zwei waren gar erst 12 Jahre alt, in die Unteretage des Schweinfurter Busbahnhofs Roßmarkt gelockt und dort dann vor der Männertoilette vor ihren Augen mit herunter gelassener Hose an seinem Glied manipuliert haben. Diese sexuellen Handlungen wurden von den Erziehungsberechtigten angezeigt.
Der zuvor strafrechtlich unbescholtene Gemeindearbeiter aus dem Landkreis Schweinfurt entschuldigte sich im Gerichtssaal gleich für sein Tun und versuchte es zu erklären. Er verträgt keinen Alkohol, trinkt höchstens mal an Silvester ein Glas Sekt. Am besagten Freitag hatte er frei, war in der Stadt, traf in einer Gaststätte zufällig jemanden, der seinen Geburtstag feierte. „Wenn Du kein Loser bist, dann trinkst Du einen mit“, soll der Bekannte sinngemäß gesagt haben. Es blieb nicht bei einem Bier, auch Schnaps kam ins Spiel. Und heiß war´s zudem an diesem Tag. Als er auf seinen Bus wartete, „könnte es so gewesen sein“, gab der Angeklagte die Tat mehr oder weniger zu. 1,5 Promille hatte er zu diesem Zeitpunkt, wurde hinterher festgestellt. Nur noch bruchstückhaft will er sich deshalb an sein Tun erinnern können. Was er noch wusste: Die Anzeige, wann sein Bus abfährt, zeigte acht Minuten an – „und dann haben die Handschellen geklickt.“ Was zwischendrin passierte, das wusste er nicht mehr. „In der Ausnüchterungszelle war ich wieder topfit“, erzählte er. Die herbei gerufenen Polizei fanden, dass er damals gar nicht sonderlich betrunken wirkte.
Jedenfalls rief eine entfernte Bekannte des Mannes, am Roßmarkt beobachtend, die Beamten an. Es gab auch ein Überwachungsvideo, das im Gerichtssal in Augenschein genommen wurde. Das zeigte, wie der Angeklagte mehrfach und rund eine Stunde lang die Treppe zu den tiefer gelegenen Toiletten auf uns ab ging, wie er die Hände in seiner Hosentasche hatte. Die eigentliche Tat aber war nicht zu sehen. Bis zu 20 Mal soll er mit Geldscheinen gewunken haben. Bei ihren ersten Zeugenassagen gaben die drei Mädchen an, dass die Situation für sie durchaus nicht angenehm war. Kleingeld für den Bus hätte er in der Hosentasche gesucht und musste dann austreten, schilderte der Mann. Der lange Aufenthalt am Busbahnhof wirkte für Staatsanwalt Bachmann jedoch schon wie ein geplantes Vorgehen. Der Angeklagte aber sprach von einem „einmaligen Blackout“
In den Gerichtssaal zur Verhandlung wurden die Geschädigten durch das angekündigte Geständnis des 50-Jährigen nicht geladen. Dieses Ersparen einer weiteren Aussage, noch dazu vor einer Schulklasse, die den Prozess verfolgte, würdigte der Richter, der zudem „keine besondere Intensität in der Tat“ erkannte. Der Alkohol spielte gewiss eine Rolle, „denn wenn sie das im nüchternen Zustand machen, dann wäre es nicht nachvollziehbar“. Dass die Mädchen aus freien Stücken auf dem belebten Busbahnhof die Treppe mit hinunter gingen und sich wohl auch lustig machten über den Mann, kam entscheidend hinzu, weshalb die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde. Der Staasanwalt hatte acht Monate gefordert.
Die Auflage: 1000 Euro und damit rund ein Monatsgehalt muss der Verurteilte an das Schweinfurter Frauenhaus überweisen. „Zwei Jahre muss er sich schadlos halten, „damit sie nicht noch mal so einen Blödsinn anstellen“. Die etwas verharmlosende Schilderung des Vorfalles seitens seines Mandanten ist für den verteidigenden Rechtsanwalt Alexander Fehn „ein Schutzmechanismus“. Längere Zeit habe der Mann die Schuld komplett von sich gewiesen, ehe er dann doch im Gerichtssaal geständig war. Für den Verteidiger spielte in dem Vorfall auch die Neugierde der Mädchen eine gewisse Rolle. „Sie wurden nicht gezwungen, die Treppen nach unten zu gehen, das stand ihnen völlig frei.“
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