„Oscars“ nach Rettung bei Wohnungsbrand: „Goldene Lebensretterherz“ für vier Schweinfurter Polizeibeamte

SCHWEINFURT – 1. Mai, abends kurz nach 21.00 Uhr, für viele geht ein schöner Feiertag zu Ende – für die Dienstgruppe „A“ der Polizeiinspektion Schweinfurt hat der Nachtdienst begonnen. Die Polizeibeamten Jochen Gerhäuser, Matthias Markart und Pascal Michel sind gemeinsam mit ihrem zum Praktikum zugeteilten Kollegen Marcel Böttcher von der Würzburger Bereitschaftspolizei auf Streifenfahrt in Schweinfurt.
Über Funk meldet die Würzburger Einsatzzentrale einen Wohnungsbrand mit starker Rauchentwicklung in einem Mehrfamilienhaus am Schelmsrasen. Noch vor der Feuerwehr sind die vier Polizisten vor Ort. Aus einer verschlossenen Wohnungstür im Obergeschoss dringt starker Rauch, niemand öffnet. Die Polizisten müssen erst die Tür aufbrechen, um hinein zu kommen. Ein Mann schläft im Wohnzimmer – von dem Brand hat er noch nichts mitbekommen. Nachdem aus einem weiteren verschlossenen Zimmer starker Rauch dringt, brechen die Polizisten auch diese Türe auf und ein zweiter Bewohner kommt ihnen torkelnd entgegen. Bevor sie die beiden Männer evakuieren, entdecken die Polizisten im hinteren Bereich des Zimmers noch eine reglos auf dem Boden liegende Frau. Die uniformierten Helfer können in letzter Minute, noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr, auch die 34-Jährige aus der total verqualmten Wohnung in Sicherheit bringen.
Ein Mann und die Frau werden mit erheblichen Rauchgasvergiftungen in eine Klinik eingeliefert. Wie sich später herausstellte, hatte sich an einem elektrischen Heizkörper eine Decke und ein Kopfkissen entzündet. Auch die Polizeibeamten waren ohne Schutzausrüstung der gefährlichen Rauchentwicklung ausgesetzt und mussten deshalb alle vor Ort vom Rettungsdienst versorgt werden. Bei Jochen Gerhäuser war die Rauchgasintoxikation so schwer, dass er seinen Dienst abbrechen musste, glücklicherweise erlitt er keine bleibenden Schäden. Dass alle Bewohner das Ganze lebend und ohne schlimmere Verletzungen überstanden, ist dem beherzten Einschreiten der Polizeibeamten zu verdanken.
Lebensrettungen, bei denen Polizeibeamte unter ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um das anderer Menschen zu retten, sind auch in diesem risikoreichen Beruf keine Selbstverständlichkeit, betonte Unterfrankens Polizeipräsidentin Liliane Matthes. Bei einem gemeinsamen Besuch mit dem Personalrat in der Dienststelle in Schweinfurt würdigte sie den Mut und das vorbildliche schnelle Einschreiten der Kollegen nicht nur mit treffenden persönlichen Worten, sondern auch einer schriftlichen Belobigung für deren Personalakte.
Der Personalrat des Polizeipräsidiums Unterfranken hatte 2009 eine symbolhafte Auszeichnung kreiert, die im Namen aller unterfränkischen Polizeibeschäftigten an polizeiliche Lebensretter verliehen wird, das „Goldene Lebensretterherz“. Wenn man will, eine Art „Oscar“ für die besten Stunts, mit dem wesentlichen Unterschied, dass diese nicht in der Phantasiewelt eines Films für hohe Gagen, sondern im harten polizeilichen Alltag ohne Drehbuch und ohne Double von echten unterfränkischen Cops mit Beamtengehältern unter direkter Lebensgefahr geliefert werden.
Der Personalratsvorsitzende der unterfränkischen Polizei, Holger Zimmermann, überreichte im Beisein zahlreicher Kolleginnen und Kollegen im Rahmen einer kleiner Feierstunde bei der PI Schweinfurt Jochen Gerhäuser, Matthias Markart, Pascal Michel und Marcel Böttcher diese Auszeichnung. „Wir sind stolz auf euch“ sagte der Personalrat und betonte, dass das Lebensretterherz nur verliehen wird, wenn Polizeibeamte sich selbst in Lebensgefahr begeben, um andere Menschen zu retten.
Das Lebensretterherz wurde seit 2009 insgesamt schon sechsmal an unterfränkische Polizeibeamte vergeben, unter anderem 2010 an zwei weitere Schweinfurter Polizeibeamte, die damals unter Lebensgefahr einen Jungen aus einer brennenden Wohnung gerettet hatten.
Das Bild zeigt die uniformierten Nothelfer der Schweinfurter Polizei mit ihren „Goldenen Lebensretterherzen“ – v.l.n.r. Marcel Böttcher, Matthias Markart, Jochen Gerhäuser, Pascal Michel.
Foto: Polizei / Text: Holger Zimmermann
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