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Wenn sogar gestandene Sozialdemokraten auf die Schulter klopfen: „Halbzeit-Bilanz“ nach zwei Jahren im Amt – das große Interview mit Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé

Sparkasse

Schweinfurt – Am 1. Mai jährt sich die Amtszeit von Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé zum zweiten Mal. 2010 wurde der heute 42-Jährige zum Nachfolger von Gudrun Grieser gewählt. 2014 finden die nächsten OB-Wahlen statt, so dass Remelé nun „Halbzeit“ hat in seiner ersten Amtsperiode. Beste Gelegenheit also für ein ausführliches Interview über Erfahrungen, Bürgernähe, Gefühle und Gedanken an die Zukunft.

* Mit der Erfahrung von zwei Jahren im Amt: Ist das Leben eines Oberbürgermeisters ein komplett anderes als das Leben eines Rechtsanwaltes und Familienvaters?
Sebastian Remelé: Es fordert einen sicher in einer ganz anderen Weise. Als Rechtsanwalt ist das Leben deutlich überschaubarer mit einer gewissen Anzahl an Mandanten. Als Oberbürgermeister hat man letztlich die Verantwortung für eine ganze Stadt. Familie und das Amt unter einen Hut zu bekommen, wurde natürlich schwieriger. So gesehen hat sich mein Leben schon stark verändert.

* Ist das Amt in etwa so, wie Sie es sich bei der Kandidatur vorgestellt haben?
Remelé: Es ist wesentlich umfassender und facettenreicher, als ich mir das vorgestellt hatte. Ich wusste ja von meiner Vorgängerin in etwa, was an repräsentativen Aufgaben auf mich zukommt. Aber dass es eine Tätigkeit in so unterschiedlichen Bereichen ist, das konnte ich nur erahnen. Beispielsweise muss ich nun gleich weg zu einer Aufsichtsratsitzung des Mainkraftwerkes, das aus Wasser so viel grünen Strom erzeugt, dass wir alle privaten Haushalte der Stadt damit versorgen könnten. Von der Existenz dieses Kraftwerkes habe ich erst als OB ernsthaft Kenntnis genommen.

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* Haben Sie sich an die vielen Abend- und Wochenend-Termine schon gewöhnen können? Beziehungsweise Ihre Familie?
Remelé: Daran gewöhnt man sich relativ schnell. Ich wusste ja, dass die Wochenenden für einen Oberbürgermeister weitestgehend Dienst sind. Meine Kinder sind ja noch relativ jung, so dass sie in diese Aufgaben mit hinein wachsen. Und zum Glück gibt es ja auch Wochenend-Termine, zu denen ich zumindest meine Frau und gelegentlich die gesamte Familie mitnehmen kann.

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* Gab es in den zwei Jahren ein ganz besonderes schönes Ereignis, das Ihnen spontan einfällt und das Sie hier nennen können?
Remelé: Singuläre Ereignisse zu nennen fällt mir an sich schwer, weil ich mich immer wieder über eine positive Resonanz meiner Mitbürger freue. Neulich aber war ich beim Geburtstag einer 95-Jährigen, die sich wie ein junges Mädchen über meinen Besuch gefreut hat. Das ist ein schönes Zeichen der Wertschätzung für das Amt des Oberbürgermeisters.

* Gab es auch irgendein unangenehmes Erlebnis oder eine Entscheidung, die Sie ungern getroffen haben?
Remelé: Schwer fallen mir immer Personalentscheidungen, wenn die Wahl zwischen zwei Bewerbern getroffen werden muss und die Freude des einen die Enttäuschung eines anderen bedeutet. Das sind Vorgänge, bei denen ich mir immer einen Ruck geben muss.

* Was war in den zwei Jahren die weiteste oder längste Dienstreise?
Remelé: Ich war jeweils eine Woche lang mit einer Schweinfurter Delegation in Finnland und in Schottland zu Antrittsbesuchen in unseren Partnerstädten.

* Was war das bislang schönste Lob in den rund 24 Monaten?
Remelé: Ich freue mich speziell dann, wenn es von Personen kommt, die der CSU nicht unbedingt nahe stehen. Wenn gestandene Sozialdemokraten einem auf die Schulter klopfen und sagen: „Remelé, das machst Du gut…“

* Hat es Ihnen beim Besuch der Schweinfurter Sportvereine irgendwo ganz besonders gut gefallen und warum?
Remelé: Das wäre ein großer Fehler, wenn ich jetzt einen herausheben würde. Mir imponiert grundsätzlich das ehrenamtliche Engagement und die Arbeit der Verantwortlichen hinter den Kulissen.

* Die Mighty Dogs sind gerade in die Eishockey-Oberliga aufgestiegen, spielen bald gegen Passau, Regensburg oder Freiburg. Inwieweit könnte die Stadt noch mehr vom Sport – auch von Aushängeschildern im Faustball, Korbball, Kegeln oder Handball – profitieren, um den Namen „Schweinfurt“ noch positiver nach außen zu tragen?
Remelé: Die Stadt sollte da nicht einen einzigen Verein herausstellen. Zumal sich unsere städtischen Töchter oder beispielsweise die Sparkasse sehr aktiv einbringen. Wir als Stadt leisten logistische Hilfestellungen. Erst am Samstag war ich beim TV Oberndorf, den wir im Sommer unterstützen, indem wir unser Stadion für die Austragung der Faustball-EM zur Verfügung stellen.

* Unlängst hat sich Ihre Vorgängerin Gudrun Grieser dahingehend geäußert, dass sie nur noch wenig Interesse hat am politischen Geschehen der Stadt und dass sie sogar die Tageszeitung abbestellte. Sind Sie von dieser Einstellung enttäuscht?
Remelé: Enttäuscht bin ich nicht, weil ich mir schon nach den zwei Jahren gut vorstellen kann, dass, wenn man 18 Jahre lang so wie sie in beispielloser Weise 60 bis 70 Stunden in der Woche für die Stadt da war, man bewusst Abstand zum Geschehen sucht.

* Gab´s schon frühzeitig Griesers Zustimmung in Form eines „Das machst Du gut!“? Oder hat die langjährige OB auch schon mal Ratschläge erteilt?
Remelé: Ratschläge erteilte sie mir als kluge Frau immer nur dann, wenn ich darum gebeten habe. Was natürlich schon vorkam. Ansonsten hält sie sich im Hintergrund, was ich ebenfalls für weise halte.

* Mit der Absprache der CSU und der SPD, als Bürgermeister Klaus Rehberger zu wählen und als dessen Stellvertreterin Kathi Petersen, hat sich ihre Fraktion nicht nur Freunde gemacht. War das im Nachhinein eine gute Idee?
Remelé: Solch eine Herangehensweise ist im demokratischen „Betrieb“ doch selbstverständlich. Egal ob parteiintern oder fraktionsübergreifend halte ich Absprachen im Vorfeld für ganz normal. Irgendwelche Vorbehalte sind da für mich unverständlich, zumal auch die kleinen Fraktionen im Vorfeld ihre Absprachen trafen.

* Die kleinen Fraktionen wie die Freien, die Schweinfurter Liste oder proschweinfurt kündigten an, diesen „Deal“ womöglich künftig durch fehlende Zustimmung zu CSU-Anträgen zu „bestrafen“. Werden die nächsten zwei Stadtrats-Jahre anstrengender als die ersten beiden unter Ihrer Leitung?
Remelé: Ich erwarte von den Vertretern der kleinen Fraktionen, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen immer für das Wohl der Stadt entscheiden und abstimmen und nicht nachkarten. Ein Nachkarten ist für mein Amtsverständnis inakzeptabel.

* Wie wichtig sind für Sie ihre nun zwei Vertreter?
Remelé: Das war die einzige richtige Entscheidung. Wir haben Tage mit alleine sechs bis acht Jubilarsehrungen. Selbst wenn ich zwei davon übernehme, bleiben vier bis sechs übrig. Bei dieser Terminfülle muss man wissen, dass Bürgermeister Otto Wirth als mein einst einziger Vertreter ehrenamtlich tätig war, trotzdem aber einen Fulltime-Job hatte. Das wäre nicht gegangen, wenn er noch berufstätig gewesen wäre. Mit einem noch berufstätigen Vertreter geht es nicht mehr. In den Gemeinden draußen im Landkreis ist das ja auch schon lange so, dass ein Bürgermeister zwei Stellvertreter hat.

* Der Abzug der Amerikaner wird zweifelsfrei ein Hauptthema der nächsten Jahre sein. Was muss bis 2015 oder 2016 passiert sein, damit Sie diese Aufgabe als gelöst betrachten können?
Remelé: Abzug und Umwandlung der Liegenschaften werden sicherlich bis 2016 noch nicht abgeschlossen sein. Die Erfahrung zeigt, dass wir bei einer Konversion von einem längeren Zeitraum reden, vermutlich von einer Dekade, wenn nicht sogar noch länger. Was wir jetzt schon machen können, das sind Planungen. Wir können baurechtlich aktiv werden, wissen aber, dass aufgrund von Altlasten noch ein, zwei Jahre nach dem Abzug ins Land gehen werden, bis die meisten Flächen dann nutzbar sind. Mit dem Landkreis, den betroffenen Gemeinden und der Agentur für Arbeit haben wir einen Konversionsbeirat einberufen. Wir versuchen, die Fragen nach den wegfallenden zivilen Arbeitsplätzen zu lösen und werden wohl noch im Mai ein Gutachten in Auftrag geben um zu erfahren, welche Liegenschaften wir wie verwenden können.

* Vorausblickend auf 2014 und die nächsten OB-Wahlen: Wir gehen mal davon aus, dass Sie weiter an Bord bleiben. Mit welchen Gegenkandidaten rechnen Sie – Stand heute?
Remelé: Ich würde mich freuen, wenn sich die Partei, die mich ja aufstellen muss, wieder für meine Person entscheidet. Die Suche nach Gegenkandidaten fällt nicht in mein Resor, ich gehe aber davon aus, dass es mehrere geben wird, die ihren Hut in den Ring werfen. Momentan kann ich persönlich noch niemanden im Stadtrat ausfindig machen, doch das ist ja auch nicht meine Aufgabe. Vielleicht kommt ja auch irgendjemand von außerhalb.

* Den damals recht unbekannten Sebastian Remelé haben die Schweinfurter 2010 gewählt. Seitdem stehen Sie oft im Mittelpunkt. Rein vom Gefühl her: Halten Sie sich für einen in der Bevölkerung beliebten Oberbürgermeister oder muss man als ein „OB der Herzen“ länger im Amt sein als zwei bzw. vier Jahre?
Remelé: Mein Gefühl sagt mir, dass die Schweinfurter schon mein Bemühen um Bürgernähe wahrnehmen. Wobei einem sicherlich auch eher Lob zugetragen wird als Kritik.

* Wird man mit der Zeit im Amt lockerer? Oder anders gefragt: Hatten Sie zu Beginn noch mehr Berührungsängste im Alltag als jetzt?
Remelé: Berührungsängste hatte ich eigentlich nie, was die Begegnung mit dem Bürger betrifft. Aber es ist freilich alles das erste Mal und schon anders, wenn man seine erste Stadtratssitzung leitet oder jetzt eben die 24. nach zwei Jahren. Bei großen Veranstaltungen verspüre ich aber nach wie vor eine Anspannung. Wenn beispielsweise jetzt im Juli bei uns der Bayerische Städtetag tagt und Schweinfurt zumindest bayernweit zwei Tage lang im Fokus steht.

* Wieviele Bierfässer haben Sie im Verlauf der knapp zwei Jahre bereits anstechen müssen?
Remele: Ich schätze mal, das sind sicherlich um die zehn pro Jahr. Grob 20 bis vielleicht sogar 25 habe ich also schon hinter mir…

* Gehört Bierfassanstechen zu den angenehmsten Aufgaben eines Oberbürgermeisters?
Remelé: Zweifelsohne, zumal mir das doch recht leicht von der Hand geht.

* Wenn Ihre beiden Söhne Georg und Friedrich Sie mal fragen sollten, ob „Oberbürgermeister“ ein anzustrebendes Berufsziel sei, dann würden Sie – Stand heute – wie antworten?
Remelé: Ich würde sagen, dass das Amt eines Oberbürgermeisters nie zu einem Berufsziel werden sollte. Wenn sie mich allerdings fragen, ob das Amt große Freude macht, dann würde ich das aus vollem Herzen bejahen.

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