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„Tante Emma“ soll sterben: Doch die Schonunger Bürger wollen sich gegen die Schließung ihres Delta-Marktes wehren – UPDATE 2

SCHONUNGEN – Natürlich informierte Burkard Pfister anfangs nur das Tages-Printprodukt. Das Internet und seine neuen Medien kennt der Geschäftsführer des alteingessenen Delta-Marktes in Schonungen wohl nur vom Hörensagen. Doch es passt ja auch irgendwie zur hauptsächlichen Besucherstruktur des so zentral im Altort gelegenen Einkaufsmarktes. Der steht nun vor der Schließung wegen seiner wirtschaftlichen Situation und angeblicher Verluste. Die Schonunger aber machen dagegen mobil.

Pfister betreibt mit der Sczygiel & Pfister KG (sein Partner Dieter Sczygiel verstarb im Oktober 2011) weitere Lebensmittelmärkte in der Region und eine EDEKA auch im Osten Schonungens. Dort im Gewerbegebiet kam vor wenigen Jahren ein Netto-Markt dazu. Und weil es in der Hauptstraße auch noch einen Lidl gibt, scheint sich der Delta-Markt direkt am Marktplatz neben dem Rathaus nicht mehr so zu lohnen wie einst.

Der Einkaufsmarkt ist mit seinem breitgefächertem Angebot, mit Wursttheke und integriertem Bäcker durchaus attraktiv und eigentlich auch immer ordentlich frequentiert, freilich aber in die Jahre gekommen und im Vergleich zu neuen Lebensmittelgeschäften eher ein „Tante Emma“-Laden. Doch gerade darin hat er seinen Reiz. Die alteingesessenen Schonunger, gerade auch die ohne Auto, die es schwer haben, zum Ortsende Richtung Haßfurt zu gelangen, lieben ihren Delta-Markt.

Und deshalb läuft bereits eine Unterschriftenaktion, die nun ausgeweitet wird. Am Samstag können alle Schonunger und Unterstützer vormittags vor dem Delta-Markt auf den Unterstützerlisten unterschreiben. Mitte 2013 soll der Markt an sich schließen. Doch wer weiß, was noch passiert….

„Der Delta-Markt ist für die Nahversorgung, aber auch als Treffpunkt der Bürgerschaft eine wichtige Einrichtung“, sagt Bürgermeister Stefan Rottmann. Und weiter: „Ich habe im Wahlkampf, aber auch verstärkt in den letzten Wochen und Monaten darauf hingewiesen, dass wir uns um die Einwohnerentwicklung der Großgemeinde, aber auch in Schonungen kümmern müssen. Alleine im Hauptort haben wir in den letzten zwölf Jahren insgesamt 350 Einwohner verloren. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf den örtlichen Einzelhandel, die Vereine, aber auch unser Steueraufkommen.“

Rottmann weiß:  „Es sind alle Bürgerinnen und Bürger gefordert mitzuhelfen, dass Leerstände wieder belebt werden, dass Freunde, Bekannte und interessierte junge Familien für unsere Wohngemeinde gewonnen werden. Ich bin dankbar für jede Adresse, jeden Hinweis und Kontakt. Der Einzelhandel hängt am Tropf der Einwohnerentwicklung und letzten Endes am Kundenaufkommen. Im Altort werden überwiegend nur kleinere Einkäufe getätigt: Die wenigsten Einkaufswägen im Delta-Markt waren gut gefüllt. Davon kann kein Einzelhändler leben, schwierig wird es auch für einen Betreiber einer „Markthalle“. Seit einigen Monaten helfe ich fieberhaft mit, eine Nachnutzung für den Schlecker-Markt zu finden. Es ist und bleibt eine Mammutaufgabe, weil niemand das finanzielle Risiko tragen möchte.“

Der junge Bürgermeister will „trotzdem optimistisch bleiben: Wenn wir nach außen hin vermitteln, dass unsere Gemeinde wieder ein Stückchen mehr verödet, dann wird das kurzfristig und langfristig nicht dafür sorgen, dass wir Investoren und Einzelhändler für unseren Standort begeistern können. Die Schließung des Delta-Marktes kann auch eine Chance für unseren Altort sein, da sich das Grundstück in bester Lage befindet. Die Bürgerinnen und Bürger können versichert sein, dass der Gemeinderat und ich mich dem Leerstand genauso stark widmen werden wie dem Schlecker-Markt. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Menschen auf Einzelhändler zugehen beziehungsweise mithelfen, dass der Delta-Markt oder der Standort belebt wird.“

Stefan Rottmann glaubt allerdings nich, „dass eine Unterschriftensammlung erfolgsversprechend sein wird: Der Markt regelt Angebot und Nachfrage: Zu viele Schonunger gehen in Schweinfurt einkaufen und tätigen im Altort nur ihre Notbesorgungen. Das Kaufverhalten unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger hat zur Schließung geführt, wenn man es selbstkritisch betrachtet. Zu viel Kaufkraft fließt in die Stadt und in die umliegenden Gemeinden, obwohl wir großes Potenzial haben: Da muss sich in den Köpfen der Bürger und im Kaufverhalten einiges ändern.“

Auf Nachfrage erklärt Burkard Pfister, dass ein genaues Datum der Schließung noch nicht feststehe, die Entscheidung aber endgültig sei. „Da wir nur Mieter sind, können wir nicht sagen, was mit der Immobilie geschieht“, heißt es, verbunden mit einem Dank „bei all unseren Kunden für das gezeigte Vertrauen der vergangenen Jahre“ und der Hoffnung, „sie auch weiterhin im EDEKA Aktiv-Markt in Schonungen begrüßen zu dürfen. Die wirtschaftliche Situation lässt einen Weiterbetrieb leider nicht zu. Die Umsatzrückgänge der vergangenen Jahre konnten nicht wieder aufgefangen werden, so dass der Markt schon seit längerem deutliche Verluste verzeichnet“, heißt es weiter.  Die Mitarbeiter wurden über die bevorstehende Schließung informiert. Alle zwölf werden überwiegend in dem Aktiv-Markt in Schonungen weiterbeschäftigt. Was eventuelle Pläne am noch zu erschließenden Gewerbegebiet „Tiefer Graben“ betrifft, wo laut Analyse Bedarf wäre für einen weiteren Vollversorger, verweist die Aktiv-Märkte Sczygiel & Pfister KG an die Gemeinde.



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