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Quartals- und Jahresende führen zu spürbarem Anstieg der Arbeitslosigkeit

Schweinfurt / Main-Rhön – Nach dem sehr moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Monaten November und Dezember wirkt die Statistik im Januar auf den ersten Blick etwas ernüchternd. Die Zahl der Arbeitslosen in der Region Main-Rhön lag mit 9.483 um 1.525 über der des Vormonats, eine Steigerung um 19,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag bei 4,0 Prozent, nach 3,3 Prozent im Dezember. „Traditionell steigt die Arbeitslosigkeit im Monatsvergleich am stärksten von Dezember bis Januar. Steigerungen zwischen 17 und 20 Prozent sind dabei nicht ungewöhnlich“, relativiert Thomas Stelzer, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die Zahlen. „Aufgrund der milden Witterung verzögerte sich der saisonale Anstieg in diesem Winter und schlug erst im letzten Monat etwas stärker zu Buche“, so Stelzer weiter, „dazu kommt, dass im Hotel- und Gaststättenbereich viele Arbeitehmer erst nach dem Ende des Weihnachts- und Silvestergeschäftes vorübergehend bis zum Beginn der neuen Saison arbeitslos wurden.“ 

Auch im Handel spielt dieser Faktor eine Rolle. Den größten Beitrag zu der Erhöhung der Zahl der Menschen ohne Arbeit lieferte aber das gleichzeitige Ende des vierten Quartals und des Jahres. Die höchste Steigerung der Zugänge in die Arbeitslosigkeit gab es im Vergleich zum Vormonat bei den Arbeitnehmern aus Produktionsbetrieben, rund doppelt so viele wie im Dezember. „Die Betriebe hatten mit Beginn der konjunkturellen Hochphase zwar viele Mitarbeiter neu eingestellt, davon aber einen erheblichen Teil nur befristet,“ erklärt der Leiter der Arbeitsagentur, „viele dieser Befristungen liefen nun mit dem Ende des Jahres aus. Entscheidend für die weitere Entwicklung ist jetzt, wie sich die Firmen hinsichtlich der Wiedereinstellung verhalten werden.“ Erfreulicherweise gibt es von einigen Betrieben Signale, dass bereits ab Februar wieder Einstellungen erfolgen könnten. Im Übrigen zeigt der Vergleich mit dem Vorjahr die insgesamt immer noch gute Lage: Vor einem Jahr waren bei einer Quote von 4,6 Prozent mit 10.856 Betroffenen rund 15 Prozent mehr Menschen arbeitslos als im aktuellen Berichtsmonat.

Erfreulicherweise konnten aber auch im Januar 724 Arbeitslose eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, ähnlich viele wie im Vormonat mit 745. Allerdings mussten sich andererseits im Januar 2.234 Arbeitnehmer nach einer Erwerbstätigkeit erstmals oder erneut arbeitslos melden, 984 oder 78,7 Prozent mehr als im Vormonat. Dieses Missverhältnis führte hauptsächlich zu dem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Vormonat wurden entsprechend der saisonalen Entwicklung und dem Quartals- und Jahresende vor allem in der Baubranche, in den übrigen Außenberufen wie Land- Forstwirtschaft, Gartenbau, in der Produktion und im Bereich Handel, Dienstleistungen und Tourismus deutlich mehr Arbeitslose gezählt.

Nicht nur Menschen, welche entsprechend der gesetzlichen Definition arbeitslos sind, suchen eine Beschäftigung. Dem weiter gefassten Begriff der „Unterbeschäftigung“ werden auch Menschen zugeordnet, die keiner regulären Beschäftigung nachgehen, weil sie beispielsweise arbeitsunfähig erkrankt sind, eine Fortbildung absolvieren oder in einer Arbeitsgelegenheit („Ein-Euro-Job“) beschäftigt sind. Dadurch wird über die Zahl der Arbeitslosen hinaus abgebildet, wie viele Menschen tatsächlich noch auf der Suche nach einem regulären Arbeitsplatz sind, auch wenn sie nicht direkt von der Arbeitslosenstatistik erfasst werden. Damit trägt die Agentur für Arbeit zu einer größeren Transparenz bei der Betrachrung des Arbeitsmarktes bei. Die Zahl der bei der Unterbeschäftigung erfassten Menschen pendelt seit Monaten zwischen 4.500 und 4.900, die Veränderungen bei der Arbeitslosigkeit konzentrieren sich also auf die im Sinne des Gesetzes arbeitslosen Personen.

Im Januar waren es genau 4.475 von der Unterbeschäftigung Betroffene, davon befanden sich die meisten in einer Weiterbildungsmaßnahme oder einer Maßnahme zur beruflichen Eingliederung (rund 1.500), in der Altersteilzeit beziehungsweise einer vorruhestandsähnlichen Regelung (rund 1.400) oder erhielten im Rahmen der Förderung der Selbständigkeit Gründungszuschuss (rund 570). Rund 450 Personen waren in einer Arbeitsgelegenheit oder im Rahmen der Bürgerarbeit beschäftigt und 240 zählten wegen einer vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit nicht als arbeitslos.

Dass wir uns im Januar in der Zeit mit der geringsten Dynamik auf dem Arbeitsmarkt befinden, zeigt auch die im Vergleich zum Vormonat deutlich geringere Zahl an Stellenzugängen. Der gemeinsame Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter konnte im ersten Monat des Jahres 539 neue Stellenangebote entgegen nehmen, das sind 31,9 Prozent weniger als im Dezember. Auch gegenüber dem Januar 2011 wurden im Berichtsmonat 12,8 Prozent weniger neue Aufträge entgegen genommen. Der Bestand lag mit insgesamt 1.980 offenen Stellen allerdings immer noch um 26,6 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Auch deshalb gestaltet sich die zeitnahe Besetzung der offenen Stellen nach wie vor schwierig. Der höhere Zugang an arbeitslos gemeldeten Menschen aus den saisonabhängigen Betrieben entspannt die Situation nicht, da natürlich genau in diesen Bereichen derzeit auch keine Kräfte benötigt werden. Die verstärkten Meldungen von Arbeitnehmern aus dem Produktionsbereich bedeutet nicht automatisch, dass auch Arbeitskräfte genau mit diesen Kenntnissen aktuell anderweitig gesucht werden. Nach wie vor fehlen in vielen Bereichen die passenden Fachkräfte. Auch das seit Monaten festgestellte Überangebot an Arbeitskräften im Bürobereich hilft bei differenzierter Betrachtung nicht jedem suchenden Betrieb. Während Teilzeitstellen ohne besondere Anforderungen bei weitem nicht in dem Maße zur Verfügung stehen, wie sie nachgefragt werden, ist es nicht einfach, beispielsweise Vollzeitkräfte mit speziellen Buchhaltungskenntnissen zu finden.

Während sich die Monate Januar und Februar auf dem Arbeitsmarkt erfahrungsgemäß wenig unterschieden, rechnet der Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt damit, dass die Arbeitslosenzahlen ab März wieder deutlich zurückgehen. „Ich gehe davon aus, dass im ersten Frühjahrsmonat viele unserer Kunden ihre Arbeitslosigkeit wieder beenden können,“ baut Stelzer auf die langjährigen Erfahrungen. „Bereits jetzt haben ja viele arbeitslose Menschen eine Wiedereinstellungszusage ihres alten Arbeitgebers in der Tasche. Unabhängig von allen saisonalen Einflüssen wird uns wohl auch in diesem Jahr die Fachkräfteproblematik mehr beschäftigen als die Gefahr einer insgesamt hohen Arbeitslosigkeit.“

Nach dem sehr moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Monaten November und Dezember wirkt die Statistik im Januar auf den ersten Blick etwas ernüchternd.


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