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Warum der FC Schweinfurt 05 die Fußball-Regionalliga nicht erreichte: Auf der Suche nach den Big Points und nach einem Knipser

Schweinfurt – Als exakt um 19.47 Uhr des Mittwochabends aufgrund aufziehender Wolken das Flutlicht eingeschaltet wurde, als zur Verlängerung dann auch noch der Regen einsetzte, da war es doch an sich das heiß geliebte Schnüdel-Wetter unter den so begehrten Bedingungen. Doch es hat nicht sollen sein: Wie schon vor vier Jahren in Neumarkt gegen den TSV Rain kassierte der FC 05 nach einem 0:0 in einem entscheidenden Match in der Verlängerung gegen ein schwäbisches Team noch drei Gegentore. Was damals am grünen Tisch letztlich mit dem Klassenerhalt in der Bayernliga endete, bedeutet nun den verpassten Aufstieg in die Fußball-Regionaliga. Augsburg II jubelte nach dem 3:0-Sieg. Die meisten der 2823 Zuschauer gingen enttäuscht nach Hause. Doch schon Minuten später nahm das „Jetzt erst recht!“-Gefühl der Verantwortlichen schon wieder fast den selben Platz des Frustes ein. Grün-Weiß lebt trotzdem noch, es wird weitergehen.

„Fußball ist immer noch die schönste Nebensache der Welt“, weiß Markus Wolf. Der Schweinfurter Vorstand, der sich nun zunächst mal in der Urlaub verabschieden wird, zeigte sich klar zunächst mal schwer enttäuscht. Um dann aber – und das war ein ganz wichtiger Aspekt am späten Abend, als es schon wieder nicht mehr regnete, die Flutlichtmasten aber weiterhin ihr diesmal nicht magisches Licht abgaben – vorauszublicken. „Der Bayernliga Nord ist klar nicht unattraktiv“, weiß Wolf weiter. Auch der Würzburger FV verpasste am Mittwoch den Aufstieg, wird wie Großbardorf oder Bayreuth einer der Gegner sein, die vermutlich um die Meisterschaft spielen dürften. Dazu kommen Nachbarrivalen wie Sand, Aubstadt, kurze Fahrten zu Don Bosco Bamberg, nach Memmelsdorf, Hollfeld oder Kleinrinderfeld, schöne Städte wie Forchheim, Neumarkt oder Erlangen als Gegner, Neuland wie Ammerthal. Die Situation ähnelt der wie vor drei Jahren, als die 05er in die Landesliga abstiegen, dort von Begin an oben mitspielten und eine Saison lang richtig Spaß machten.

Der Unterschied zu damals: Mit Visar Rushiti und Pascal Kamolz hatten die Schnüdel zwei Torjäger in ihren Reihen, die es nach Lust und Laune krachen ließen. Nun gut, auch ein Kamolz garantierte aktuell dem WFV den Aufstieg nicht. In Schweinfurt aber fehlt sein Monaten ein Goalgetter. „Wer in vier Relegationsspielen kein einziges Tor macht…“, setzte Markus Wolf an, der hat halt auch vielleicht den Aufstieg gar nicht verdient. Cristian Dan blieb diesmal blass, so wie das für den verletzt fehlenden Simon Häcker zuletzt galt. Fünf ziemlich glasklare Gelegenheiten ließen die Grün-Weißen gegen Augsburg II liegen: Wojtek Droszcz die erste, als er nach der Kopfball-Volage von Benni Demel zu überrascht an Keeper Gelios hängen blieb (31.). Dann Stefan Seufert, der aus halbrechts mit seinem Schuss scheiterte (79.). Als Kapitän Christian Lang hinfiel, war für Michael Kraus der Weg frei zum Tor, Thomas Steinherr blockte aber so gerade noch ab (83.). Beim Stand von 0:1 blieb der ebenfalls einegwechselte Timo Pitter nach einem Solo hängen (100.). Und zu allem Überfluss scheiterte dann auch noch Mirza Mekic beim Stand von 0:2 mit einem Foulelfmeter aus dem Nichts an Gelios.

„Augsburg war am Ende vielleicht einen Tick spritziger“, gab der scheidende Trainer Udo Romeis zu. Verabschiedet nach Gerolzhofen wurde er vor der Partie, so wie Alt-Bürgermeister Otto Wirth von Markus Wolf eine Ehrenkarte auf Lebenszeit bekam. Der graue Bart von Romeis wuchs in den letzten Wochen der scheinbaren Unbesiegbarkeit der Schnüdel, die der Nachfolger von Klaus Scheer zunehmend stabilisiert und in Form gebracht hatte. „Neun Spiele hat es gereicht, im zehnten eben nicht mehr….“, betrauerte er die erste Niederlage seit 7. April beim künftig eine Liga höher kickenden SV Seligenporten. Auch Augsburgs Trainer Roland Bahl verabschiedet sich – aber eben mit dem Überspringen der Bayernliga. „Das war eine Riesenleistung, Riesenkompliment an meine Mannschaft, Joannis Gelios war ein Riesenrückhalt“, bemühte der von den mitgereistens Fans gefeierte und vom Team auf Schultern getragene Bahl ein Wort besonders gerne. Augsburg II hätte in der Bayernliga Süd Derbys ohne Ende gehabt: Gegen Affing, Aindling und Gersthofen allesamt aus dem Umfeld. Doch nun warten auf den FCA II Gegner wie Aschaffenburg, Hof, Bamberg, Nürnberg II, 1860 München II, Bayern München II…., die man zu gerne nur in Schweinfurt gesehen hätte.

Auch die Würzburger Kickers schafften den Sprung nach oben. „Ich habe Dieter Wirsching schon vor unserer Verlängerung eine Glückwunsch-SMS geschrieben“, gab Markus Wolf zu. Um dann doch zuzugeben, dass der verpasste Aufstieg für die Schweinfurter ein verlorenes Jahr bedeutet. „Weil wir ja nach vorne kommen und nicht stehen bleiben wollen.“ Der Vorsitzende weiß, „dass wir ja eigentlich schon seit einem Dreivierteljahr ein Stürmerproblem haben. Aber jemanden zu holen, das wird für uns nicht so einfach sein.“ Erst recht nicht durch die künftig weitere Fünftklassigkeit. In Heidenheim wurde gerade eben erst der Vertrag vom einstigen FC-Torjäger Adam Jabiri (27) nicht verlängert. So einen Mann würden die Fans gerne wieder im Willy-Sachs-Stadion sehen.

Deutlich wurde für Wolf ebenso: „Wir haben nicht zum ersten Mal die Big Points nicht gemacht und die großen Spiele zuletzt eigentlich immer verloren.“ Ausnahme mag das 3:0 in Weismain im vorletzten Sommer gegen Ansbach gewesen sein. Doch Neumarkt damals, ein Jahr später die Niederlage zuhause gegen Ingolstadt II. verbunden mit dem Abstieg, das 0:3 im Landesligafinals 2010 zuhause gegen den WFV, was die Relegation zur Folge hatte – Beispiele gibt es zur Genüge. „Eigentlich müssen wir deshalb nächste Saison als Tabellenführer der Bayernliga aufsteigen“, sagt Markus Wolf. Was kämpferisch klingt, was aber ein logisches Zuel sein sollte.

Der Kader für dieses Vorhaben? „Wir haben eine gute Basis“, glaubt Rüdiger Mauder, der freilich auch erstmal „den Schock verdauen“ musste. Ein Top-Angreifer muss her („da tun wir uns schwer“), ansonten aber glaubt der Sportdirektor, den Kader weitestgehend halten zu können. Oliver Kröners Karriere-Ende mit fast 39 Jahren naht. Für seine Position bringt der neue Coach Gerd Klaus aus Erlangen den zwölf Jahre jüngeren Bastian Lunz mit. „Wir wollen dynamischer werden“, sagt Mauder, will Kröner aber gleichzeitig halten. Als Co-Trainer, als Stand-by-Spieler auch für die U 23. Mit Sebastian Kneißl (Vertragsende) gab es noch keine Gespräche. Timo Pitter denkt über ein Highschool-Jahr in den USA nach. Daniel Mache möchte der FC 05 unbedingt halten, Mirza Mekic ebenso. Mit dem Innenverteidiger, am Mittwochabend einer der Besten auf dem Platz, wird es am Samstag nochmals ein Gespräch geben. „Ich habe Optionen aus der Regionalliga und auch aus der 3. Liga“, gibt Mekic zu, der gerne sein Geld mit dem Fußball verdienen möchte. Angeblich lockt Preußen Münster. Wohl in seine letzte Saison geht Benjamin Demel. Der Kapitän trauert der „einmaligen Chance“ hinterher. „Die kommt nicht so schnell wieder. Ich wäre gerne nochmal in die Regionalliga aufgestiegen. Aber wir haben die Vorrunde verkackt.“ Zur Erinnerung: Mit 13 Punkten waren die Schnüdel nach 17 Partien Vorletzter. 28 Zähler folgten in der Rückrunde. Mit insgesamt sechs mehr wäre die Relegation vermieden gewesen. Das 3:5 zuhause gegen Gersthofen und das 0:4 bei Unterhaching II tun deshalb heute noch dreifach weh.

Dass ein paar Unverbesserliche nach der sich abzeichnenden Niederlage gleich drei Mal ein bengalisches Feuer zündeten, kostet dem FC 05 mal wieder den einen oder anderen Euro. Weitere Folgen aber sind nicht zu erwarten. Der im Stadion anwesende Dr. Rainer Koch lobte die tolle Kulisse imund schwärmte von den Möglichkeiten der Schweinfurter, denen er mit diesem Umfeld durchaus bald mal wieder Profifußball zutraut. „Außerdem war ich neulich in Karlsruhe und in Düsseldorf anwesend…“, verglich der BFV-Präsident die Szenen im Willy-Sachs-Stadion mit den Begleiterscheinungen der Bundesliga-Relegationspartien. Nicht nur diesbezüglich sind die Schnüdel „kleine Lichter“. Aber der Fußball in Schweinfurt, er lebt trotzdem weiter.

Aufstiegsspiel zur Fußball-Regionalliga: 1. FC Schweinfurt 05 – FC Augsburg II: 0:3 nach Verlängerung (0:0)
Schweinfurt: Stephan Essig – Oliver Kröner, Eray Cadiroglu, Benjamin Demel, Mirza Mekic, Florian Hetzel, Erkan Esen, Stefan Seufert, Sebastian Kneißl (ab 67. Michael Kraus), Wojtek Droszcz (ab 76. Daniel Mache), Cristian Dan (ab 46. Timo Pitter).
Augsburg: Joannis Gelios – Christian Lang, Alexander Kergel (ab 74. Johannes Nießner), Pablo Pigl, Burak Tok, Marco Thiede, Markus Niedermann (67. Thomas Steinherr), Moritz Nebel, Patrick Wärz, Dominic Robinson, Marwane Gobitaka (ab 106. Tim Uhde).
Tore: 0:1 Dominic Robinson (95.), 0:2 Marwane Gobitaka (101.), 0:3 Dominic Robinson (111.).
Besondere Vorkommnisse: Mirza Mekic scheitert mit Foulelfmeter an Joannis Gelios (107.)
Schiedsrichter: Markus Pflaum (Dörfleins).
Zuschauer: 2823.

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