
Schweinfurt – Die Geste war bezeichnend: Als Oberbürgermeister Sebastian Remelé die Stadtmedaille in Gold und eine Ehrenurkunde überreicht hatte und die zahlreichen Anwesenden in der Diele des Alten Rathauses sich zu stehenden Ovationen erhoben, da wiegelte Otto Wirth mit den Händen schnell ab. Der Bürgermeister a.D. war noch nie der Typ, der im Mittelpunkt stehend Beifall genießen wollte. Dementsprechend eher schlicht, wengleich natürlich im würdigen Rahmen, fiel die offizielle Verabschiedung des 69-Jährigen aus, der Ende des letzten Jahres aus gesundheitlichen Gründen freiwillig sein Amt und auch seinen Sitz im Stadtrat abgab. Dem gehörte der Bäckermeister Wirth seit 1984 an. Seit 1996 war der CSU-Mann Bürgermeister und zweifelsfrei einer der beliebtesten Politiker in der Stadt.
Die Wertschätzung zeigte sich bei der Besetzung der Gästeliste. Klaus Ernst war da, der Parteivorsitzende der Linken, der langjährige SPD-Oberbürgermeister Kurt Petzold, dessen Nachfolgerin Gudrun Grieser, als deren Vertreter Wirth 14 Jahre wirkte. Mit Otto G. Schäfer feierte neben den beiden OBs außer Dienst ein dritter Schweinfurter Ehrenbürger mit. „An Grieser Seite habe ich 14 Jahre lang ihre Visionen für Schweinfurt miterleben dürfen und wie sie ihre Vorhaben zu Planungsreife brachte“, betonte Wirth vor allem seine Weggefährtin in der Zeit des positiven Wandels der Stadt.
20 Monate hatte er immerhin an der Seite von Sebastian Remelé. Und der würdigte den Bürgermeister außer Dienst als engagierten, ehrenamtlichen Politiker, der über die Jahre in diversen Ausschüssen den Vorsitz hatte, der bei den städtischen Tochterunternehmen wie SWG, Stadtwerke oder afz mitwirkte und der bei den Komunalwahlen immer wieder als „Stimmenkönig“ mit beeindruckenden Ergebnissen seinen Sitz im Stadtrat verteidigte. „Sachkenntnis und Fingerspitzengefühl“ machte Remelé dafür verantwortlich, „Freude an der Politik“, „Gespür für das Notwendige und politisch Machbare“ und auch „stets ein offenes Ohr für besonders den kleinen Mann“. Remelé: „Sie waren nie auf ihren persönlichen Vorteil aus, sondern sind immer wirklich an den Menschen und an ihren Problemen interessiert“.
Als Neuling im Amt habe der Oberbürgermeister Wirths Rat nötig gehabt „und ihn stets gefunden, wenn ich ihn suchte“. Wirth habe durchaus „Kante zeigen“ können, sei aber immer „loyal zum Amt des OB“ gewesen. Und er wird heute noch „parteiübergreifend als ehrlicher, aufrichtiger, zuverlässiger und offener Politiker gesehen, auf dessen Wort man sich stets verlassen kann“. Das Bundesverdienstkreuz am Bande bekam Wirth schon 1994, 2003 erhielt er die kommunale Verdienstmedaille in Bronze und 2009 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Und nun gab´s die Stadtmedaille in Gold für den stets so bescheiden wirkenden Otto Wirth. Nach gesundheitlichen Rückschlägen kämpft er sich momentan wieder zurück, absolvierte an seinem Ehrentag 22 Bahnen im Sportbad Silvana. Für die vollständige Genesung hat er nun genauso Zeit wie für die Familie und für Frau Brigitte. „Wenn das alles so stimmt, wie sie es vorgetragen haben“, fand Wirth auch zum Abschied von der politischen Bühne die richtigen Worte, „dann bin ich ein ganz klein wenig stolz. Denn als so ein Bürgermeister habe ich mich gesehen; als einer, bei dem die Bürger im Mittelpunkt stehen und der kein Selbstdarsteller sein will.“
Otto Wirth wurde am 21. Mai 1986 als Nachfolger des lange schon verstorbenen Herbert Müller (SPD) ins Amt gewählt. Sein Nachfolger seit Ende Dezember 2011 ist der CSU-Mann Klaus Rehberger. Mit Kathi Petersen (SPD) gibt es seitdem auch eine zweite Vertreterin Remelés als 2. Bürgermeisterin Schweinfurt.
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