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Die Arbeitslosenquote liegt erstmals in diesem Jahr in allen Dienststellenbezirken unter vier Prozent

Schweinfurt / Main-Rhön – Während sich die Arbeitslosigkeit in der Region Main-Rhön im April nur noch verhalten verringert hatte, gab es im Mai nochmals einen deutlichen Rückgang. Die Arbeitslosenquote sank im Monatsvergleich um 0,3 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent. Erstmals in diesem Jahr hatte damit die Arbeitslosenquote in allen Dienststellenbezirken wieder eine Drei vor dem Komma. Genau 8.249 arbeitslose Menschen wurden am Stichtag in der Monatsmitte gezählt, 473 oder 5,4 Prozent weniger als im April. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 264 oder 3,1 Prozent weniger Arbeitslose, damals hatte die Quote 3,6 Prozent betragen.

„Ein Rückgang der Arbeitslosigkeit bedeutet aber nicht automatisch, dass mehr arbeitslose Menschen direkt eine neue Arbeitsstelle gefunden haben oder weniger Menschen arbeitslos wurden“, erläutert Peter Siegl, stellvertretender Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die aktuelle Entwicklung. Tatsächlich mussten sich im Mai nur 40 Arbeitnehmer weniger erstmals oder erneut arbeitslos melden als im April. Mit 1.179 Betroffenen konnten aber fast 300 Arbeitslose weniger als im Vormonat ihre Arbeitslosigkeit durch den direkten Übergang in eine Arbeitsstelle beenden. „Die bereits im Vormonat absehbare Beruhigung auf dem Arbeitsmarkt besteht prinzipell fort“, so Siegl weiter, „dies bedeutet aber nicht, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften eingebrochen wäre. Vielmehr zeigt sich hier, dass es insgesamt immer schwieriger wird, unter den registrierten Arbeitslosen Fachkräfte für die zahlreich vorhandenen offenen Stellen zu finden. Die Arbeitgeber sind deshalb häufiger gezwungen, Kräfte auszuwählen, die zunächst qualifiziert oder länger eingearbeitet werden müssen.“ So erklärt sich auch der Anstieg der Zahl an arbeitslosen Menschen, welche zunächst in eine von der Agentur für Arbeit geförderte „Maßnahme zur beruflchen Eingliederung“ einmünden, somit aber ebenfalls nicht mehr als arbeitslos gezählt werden. Die Statistik weist unter der Rubrik „Abgang in eine Ausbildung oder sonstige Maßnahme“ für den Mai 570 Fälle aus, das sind 183 mehr als im April und 128 mehr als im Vorjahr. Auch diese Entwicklung führte zu einem Rückgang der Zahl der Arbeitslosen.

Die Agentur für Arbeit bildet seit längerer Zeit neben der gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl die so genannte Unterbeschäftigung ab. Hier werden neben Arbeitnehmern in Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung oder Fortbildung unter anderen auch arbeitsunfähig erkrankte Arbeitslose oder Menschen in einer Arbeitsgelegenheit („Ein Euro-Job“) erfasst. Im Mai waren es 4.519 Personen, 85 mehr als im April, welche zwar nicht mehr als arbeitslos gelten, aber noch keine reguläre Beschäftigung gefunden haben.

Die anhaltende Nachfrage nach Arbeitskräften und die größere Kompromissbereitschaft der Arbeitgeber hinsichtlich der fachlichen Qualifikation eröffnet auch Menschen aus dem Bereich des SGB II (Arbeitslosengeld II) mehr Möglichkeiten. Die Arbeitslosigkeit ging bei den Kunden der Jobcenter erfreulich zurück. Allerdings ist hier der Anteil der Arbeitslosen, welche die Arbeitslosigkeit durch den Eintritt in eine berufliche Bildungsmaßnahme beendeten, relativ hoch. Dass dennoch immer mehr betroffenen Menschen auf Dauer geholfen werden konnte, zeigt der Rückgang der Zahl der Bedarfsgemeinschaften, also der auf Arbeitslosengeld II angewiesenen Haushalte. Sie konnte in den letzten beiden Jahren deutlich reduziert werden. Im Mai 2010 lag ihre Zahl in der gesamten Region Main – Rhön bei 9.843, aktuell waren es noch 7.925. Vor zwei Jahren wurden über 53 Prozent aller Arbeitslosen von den Jobcentern (damals ARGEn und Stadt Schweinfurt) betreut, im Berichtsmonat lag der Anteil bei 47 Prozent.

Auch wenn es die großen Zuwächse wie in der Zeit direkt nach der Krise nicht mehr gibt, die Zahl der beim gemeinsamen Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur und der Jobcenter gemeldeten offenen Stellen bleibt auf hohem Niveau mit leicht steigender Tendenz. Im Mai lag der Bestand bei 2.312 Stellen praktisch auf dem Niveau des Vormonats (+17). Im Vergleich zum Vorjahr waren es 287 Stellen mehr (+ 14,2 Prozent). Die im Mai wieder gestiegene Anzahl an neu gemeldeten Arbeitsangeboten lässt auch keine Umkehr der Tendenz erwarten. Nach einem leichten Rückgang im März und April auf 820 bzw. 816 Neuzugänge wurde im Mai mit 950 neuen Stellen wieder das Niveau des Vorjahres erreicht.

Hinsichtlich der fachlichen Schwerpunkte ist die Situaion seit Monaten im Wesentlichen unverändert. So ist es nach wie vor relativ einfach, Stellen für Bürokräfte oder im Handel zu besetzen, dies trifft auch im Helferbereich zu. Qualifizierte Fachkräfte im gewerblichen Bereich oder auch Kraftfahrer sind dagegen unverändert schwer zu finden. Bei den Gesundheitsberufen ist die zeitgerechte Besetzung der freien Stellen ebenfalls weiterhin schwierig, ebenso im Hotel- und Gaststättenbereich.

„Auch wenn die Betriebe teilweise mehr Flexibilität zeigen, haben Bewerberinnen und Bewerber mit Behinderung, Ältere und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen nach wie vor Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Arbeitsstelle“, bricht Siegl eine Lanze für Menschen mit Handicap. „Offenbar halten sich hier hartnäckig Vorurteile“, so der stellvertretende Agenturchef weiter, „welche die Arbeitgeber trotz des Mangels an Arbeitskräften davon abhalten, es mit Bewerbern aus diesem Kreis überhaupt erst einmal zu versuchen.“

Betriebe, welche in der glücklichen Lage sind, noch unter mehreren Bewerberinnen und Bewerbern wählen zu können, sollten ihre Entscheidung rasch treffen. Gerade die guten Jugendlichen dürften nämlich ebenfalls unter mehreren Alternativen wählen können und es gibt zunehmend Firmen, die vergeblich auf Interessenten für ihre Ausbildungsstellen hoffen. Neben etlichen Betrieben des Hotel- und Gaststättengewerbes melden auch Handwerksbetriebe, dass sie kaum noch Bewerbungen erhalten.

Rechnerisch standen im Mai 1.317 unbesetzten Berufsausbildungsstellen 1.044 unversorgte Jugendliche gegenüber. Je 100 Bewerberinnen und Bewerber konnten also unter 126 freien Stellen wählen. Die aus Bewerbersicht günstige Situation erhöht auch die Chancen auf einen Neubeginn für Bewerberinnen und Bewerber aus früheren Jahren, welche eine schulische oder betriebliche Ausbildung abgebrochen haben und nun eine neue Ausbildung beginnen möchten.




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