Der Landkreis Schweinfurt blickt auf sein erfolgreichstes Jahr seit der Gebietsreform zurück!
Landkreis Schweinfurt – „Gut gerüstet für 2012“ sieht Landrat Harald Leitherer den Landkreis Schweinfurt. Die Jahrespressekonferenz diente eigentlich mehr dem Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr 2011 als für Prognosen für die kommenden rund elfeinhalb Monate. Oder eigentlich sogar der generellen Zukunft, die aus aktuellem Anlass im Landratsamt dann eben doch ein größeres Thema war. Stichwort US-Standorte und Kernkraft.
„Wir wollen nicht schwarz sehen, können es aber auch nicht ausblenden“, meinte Leitherer damit die hier lebenden rund 12.000 US-Amerikaner und die „Conn Barracks“ als größte amerikanische Einrichtung im Landkreis. Ein Rückzug, wann auch immer, würde das Wirtschaftsleben der Region treffen, viele Wohnraumeigentümer, die ihre Häuser an Amerikaner vermietet haben. Dass in Grafenrheinfeld das Kernkraftwerk nur noch begrenzt Strom erzeugen wird, ist längst Gewissheit. „Was kommt als Ersatz?“ sieht Leitherer als Headline nächster Medienberichte und meint damit: Wo kommt der Stom her und wie fängt man die Steuereinnahmen auf? Ein nicht unerheblicher siebenstelliger Betrag, exakt aufgrund Schwankungen so nicht bezifferbar, fehle dann pro Jahr. Zumal fordert E.ON derzeit acht bis zwölf Millionen zuviel gezahlter Steuern von der Gemeinde Grafenrheinfeld zurück. „Das reißt ein riesiges Loch in unsere Finanzplanungen“, weiß der Landrat. Von Schlüsselzuweisungen ist man dann abhängig, muss eventuell die Kreisumlage erhöhen. Was wiederum alle Gemeindes des Landkreies trifft. Ein mögliches Gaskraftwerk als Ersatz scheint wirtschaftlich für Investoren nicht so interessant zu sein, da es nur für eine Stromknappheit vorgesehen werde. Ein anderes, dazu passendes Thema sind die hohen Mauern, die auch in Grafenrheinfeld um das eingerichtete Zwischenlager für Castor-Behälter errichtet werden. „Das leuchtet nicht ein“, sagt Leitherer, „wenn parallel die Kernkraftwerke vom Netz gehen.“
„Prächtig entwickelt“ habe sich der Landkreis Schweinfurt, 2011 sei das erfolgreichste Jahr seit Bestehen und der Gebietsreform vor 40 Jahren gewesen. Den Schuldenrückbau bei nahezu allen Gemeinden nannte Leitherer, die Arbeitslosenquote zuletzt von nur noch 2,4 Prozent. Gerade mal 1545 Arbeitslose zählte der Landkreis im letzten Dezember, weniger denn je. 21.500 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze bei einer steigenden Tendenz sind ebenfalls Rekord. In Zukunft dürften offene Stellen nicht mehr mit Fachkräften besetzt werden können. Diese Sorgen machen auch vor dem Landkreis nicht halt. Aktuell zum Loben für den Landrat: Die Firmen Belectric (Kolitzheim), InnoSenT (Donnersdorf) und Trips (Grafenrheinfeld), die 2011 alle drei zu den 50 besten Mittelstandsunternehmen Bayerns zählen. Dazu passt, dass der Landkreis in mehreren ermittelten Rankings gute Plätze belegt. Bei Focus Money beispielsweise Rang 47 von bundesweit 393 Landkreisen und Städten. Es geht dabei um dem Abbau von Arbeitslosigkeit, Bevölkerungs- und Einkommensentwicklung oder Investitionen.
Die Sanierung der Schulen ist dem Landkreis Geld wert. 8,7 Millionen Euro kostet die laufende Maßnahme für die Ludwig-Derleth Realschule in Gerolzhofen, die seit 2011 mit der einstigen Hauptschule in Schonungen eine Außenstelle hat. Die Schweinfurter Fachober- und Berufsoberschule zog teilweise ins Gebäude der Volksschule Dittelbrunn um. Hier lobte Leitherer die Kooperation mit der Stadt, „weil vor fünf, sechs Jahren an sowas noch gar nicht zu denken gewesen wäre“. Bis zu 40 Millionen Euro werden weitere Investitionen in den Bereichen Schulen und Jugend die nächsten Jahre kosten. „Immer ein Thema“ seien auch Kreisstraßen und Radwege. Letztere bringen verstärkt Touristen in die Region, wobei die neue Tourist-Info von Stadt und Landkreis bestens angelaufen sei. Neue Attraktionen entstehen, wie beispielsweise die Umgestaltung des Nordufers am Ellertshäuser See, eine der Maßnahmen, die das Regionalmanagement in die Wege leitete.
Den Öffentlichen Personen-Nahverkehr will Leitherer zukunftsfähig machen, Stadt und Landkreis verbinden, den Anschluss an die Verkehrsbetriebe Würzburg oder Nürnberg schaffen. 264 Anträge über den Bau von Einfamilienhäusern waren 2011 eine gesteigerte Zahl im Vergleich zum Vorjahr, 118,5 Millionen Euro an Baukostenvolumen im Landkreis erwähnte der Landrat. In Sachen erneuerbare Energien ist die Nachfrage bei Genehmigungsverfahren ungebrochen. „Gebaut“ wird bald auch in Schonungen, wo bis 2015 die Altlasten entfernt sein sollen. „Da sind wir schon jetzt viel Kummer gewöhnt“, redet Leitherer dieses Thema nicht schön. Die Altlasten werden zunächst auf das Gelände des Abfallwirtschaftszentrums Rothmühle befördert, wo der Landkreis weitere 1,3 Millionen Euro investieren wird für Erweiterungsmaßnahmen. Geld kostet auch ein neues Salzlager beim Bauhof in Gerolzhofen, weil das Streusalz im letzten Winter fast ausging. Auf´s Dach soll eine Photovoltaikanlage.
Weitere Zahlen: Fast 73 Millionen Euro stark ist der letzten Februar verabschiedete und im Juli um 2,5 Millionen erhöhte Haushalt des Jahres 2011. Zum 31. Dezember betrug der Schuldenstand des Landkreises rund 26 Millionen Euro. 18 Millionen Euro Rücklagen hat der Landkreis Schweinfurt noch, „auf die wir aber wohl zurückgreifen müssen“. Mit einem Fehldeckungsbetrag sei die kommenden Jahre zu rechnen, auch mit einer erhöhten Bezirksumlage und Abgaben zum Wohle anderer Landkreise. Der Grund: Siehe das Kernkraftwerk!
Letztlich ein Blick auf den 23. September diesen Jahres, wenn der neue (oder alte) Landrat gewählt wird. Harald Leitherer bekommt bestimmt einen (noch nicht bekannten) Gegenkandidaten, sagt aber im Vorfeld: „Es wird von meiner Seite gewiss keine Geschenke geben.“ Soll heißen: Versprechungen oder Zusagen. Die Entwicklung des Landkreises will Leitherer als Argument sprechen lassen für eine Wiederwahl. Zuvor möchte und wird er auf alle Fälle das Internationale Varietéfestival in Sennfeld genießen, wo im Mai über15.000 Besucher an zehn Tagen erwartet werden. Dass die vierte Auflage dieser Veranstaltung wieder im Landkreis statfinden kann, war nicht zuletzt auch ein Verdienst des Landrats.
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