LokalesBusinessSlider

„Nachhilfe für Azubis“: „Wer aufpasst und sich engagiert, kann eigentlich nicht scheitern!“

Schweinfurt – Anlässlich des alljährlichen Tages des Ausbildungsplatzes lud die Agentur für Arbeit Schweinfurt zu einem Betrieb ein, der die Problematik des veränderten Bewerberangebotes erörtern konnte. Auch die Firma Bechert Haustechnik im Schweinfurter Gewerbegebiet Hafen ist vom Wandlung des Ausbildungsstellenmarktes betroffen. Das Angebot an Bewerbern geht zurück, Betriebe können sich weniger darauf  verlassen, nur „gute“ Bewerberinnen und Bewerber für Ausbildungsstellen zu erhalten. Dies wiederum eröffnet auch „schwächeren“ Jugendlichen eine Chance. Um in diesen Fällen das Erreichen des Ausbildungszieles sicher zu stellen, bietet die Agentur für Arbeit so genannte „ausbildungsbegleitende Hilfen“ (abH) an. Die abH unterstützen und ergänzen die betriebliche Berufsausbildung und gehen über die betriebs-und ausbildungsüblichen Inhalte hinaus, sozusagen „Nachhilfe für Azubis“.

Auf 100 einen Ausbildungsplatz suchende Bewerber komen aktuell im Agenturbezirk 118 offene Stellen. Vor zwei Jahren waren es nur 61. „Die Zahl hat sich also fast verdoppelt. Also können sich die Jugendlichen aussuchen, wohin sie gehen“, weiß Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt. In der Region bedeutet das, dass das Handwerk mit der Inustrie eine spürbare Konkurrenz hat. Dort sind aufgrund tariflich festgeschriebener Löhne die Plätze begehrt. Die 113 Jahre alte Firma Bechert, in der fünften Generation noch immer in Familienhand, hat unter ihren rund 110 Mitarbeitern 25 Azubis, die dreieinhalb Jahre lang den Beruf des Anlagemechanikers und -eletronikers oder des technischen Zeichners erlernen. Elektro, Sanitär, Heizung, Lüftung und Klima sind die Schlagworte bei Bechert. Die Referenzliste zeigt u.a. Projekte wie die Beleuchtung am Schweinfurter Wallgraben, die Wilhelm-Sattler-Realschule, Rathaus, Kunsthalle und Ebracher Hof, das Silvana oder jüngst das Bamberger Familien- und Spaßbad Bambados, wo Bechert die Lüftungsanlage baute.

Staub, Lärm, Hitze oder Kälte verbindet man aber oft mit den betroffenen Berufsgruppen,. Trotz demographischer Entwicklung findet die Firma aber dennoch immer wieder Azubis, auch wenn sich die Zahl der Bewerber in den letzten Jahren nahezu halbiert hat. „Wir wollen gezielt Abgänger aus den Hauptschulen“, sagt Seniorchef Peter-Michael Feyh. Weil die Chance einfach größer ist, dass solche Mitarbeiter nach der Ausbildung dann dem Unternehmen treu bleiben. „Die besten Mitarbeiter kommen aus der eigenen Ausbildung“, weiß Feyh. Nur wer wirklich unbedingt will und sich bei einem Praktikum vorher bewährt, wird bei Bechert auch genommen. „Auch das Elternhaus muss dahinter stehen“, erklärt der Seniorchef und berichtet von früheren Erlebnissen, als Azubis trotz Dienstbeginn um 6.45 Uhr erst nach 7 Uhr kamen oder die Eltern bei einem Anruf morgens in etwa so reagierten, dass sie gar nicht wüssten, ob der Sohn denn überhaupt im Schlafzimmer sei. Oft übernehme man in der Firma auch Erziehungsaufgaben…

„Wer aufpasst und sich engagiert, kann eigentlich nicht scheitern! Mit einer guten Ausbildung im Handwerk hat man gute Perspektiven.“ Auch das sagt Peter-Michael Feyh und sein Sohn Axel, ebenso Geschäftsführer ergänzt: „Es liegt an einem selbst!“ Nämlich was man auch sich macht. Gerade in solchen Berufen, wo man Hand anlegen muss, zählen eben nicht nur die Noten in der Schule. „Wer eine 4 in Deutsch hat, muss nicht traurig sein und bekommt trotzdem einen Ausbildungsplatz. Wer Schwächen hat, bekommt dann eben begleitend Hilfe“, meint Stelzer damit die abH, durchgeführt von erfahrenen Bildungsträgern in der Regel außerhalb der Ausbildungszeit im Betrieb oder in der Berufsschule und individuell oder in Kleingruppen. Meist geht es nur um die Theorie, um schulische Leistungen.

„Die Jugendlichen müssen das aber auch erkennen und annehmen. Jeder trägt letztlich für sich selbst die Verantwortung“, so Axel Feyh. Von den 25 bei Bechert Haustechnik bekommen drei bereits Hilfe, zwei sollen noch angemeldet werden. „Jeder Fünfte bedeutet 20 Prozent. Das ist schon ein Volumen“, weiß Thomas Stelzer. 295 Plätze stehen in der Region für die Maßnahme zur Verfügung. Zu der gehören auch Kurse zum Abbau von Sprach- oder allgemeinen Bildungsdefiziten. Das alles, um in erster Linie den Abbruch der Ausbildung zu vermeiden. Doch auch nach einer Ausbildung können junge Menschen per abH weiter unterstützt werden, bis sie ein festes Arbeitsverhältnis haben.

„Ich will, ich muss!“ Peter-Michael Feyh mag Jugendliche, die so denken und sich durchbeißen. „Wir haben auch Azubis ohne Quali und mit einer 4 in Mathe und Physik eingestellt, die heute integriert sind.“ Gegenbeispiele habe es aber auch gegeben, wenn Monteure die jungen Leute dann lieber gar nicht mit nach draußen auf einen Termin nehmen wolten. Um den richtigen Beruf zu erlernen, sind Praktika vorab eben genau das, was die Entscheidung reifen lassen soll. Auch wenn teils 14- oder 15-Jährige beginnen und erst im Laufe der Ausbildung erwachsen werden. Da könne es eben schon mal sein, dass sich Lebensziele ändern.

Unser Bild zeigt den Leiter der Arbeitsagentur Thomas Stelzer und zu seinen Seiten Axel Feyh (links) und Peter-Michael Feyh (rechts), die beiden Geschäftsführer der Firma Bechert Haustechnik.




NA ist ein Produkt der 2fly4 Entertainment
Alle Angaben ohne Gewähr!
Fotos sind ggf. beispielhafte Symbolbilder!
Kommentare von Lesern stellen keinesfalls die Meinung der Redaktion dar!

Schreibe einen Kommentar

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Pixel ALLE Seiten